Weihnachten für wen?

Durchs Fenster schimmert Kerzenlicht -

Ein Kind spricht stotternd ein Gedicht,

die Andern warten schon nervös,

dass sie das Christkind bald erlös’.

 

Erlösen von des Warten Qual,

und der Geschicht’ – “es war einmal…“

dann hört man Jubeln, Tanzen, Singen –

was wird das Christkind alles bringen ?

 

Dann geht das Chaos endlich los,

die Kinder stürmen mit Getos’

sich auf die Berge toller Gaben

und wollen immer noch mehr haben….

 

So geht es zu – dort in der Villa,

im Armenviertel ist es stiller –

das Fernsehn läuft – was bleibt sonst noch,

im Weihnachtsstrumpf gähnt groß ein Loch…

 

Geschenke ? – Gibt es heuer nicht –

Kein Weihnachtsbaum schenkt mildes Licht –

Man schenkt sich Trost und gute Worte,

als Luxus gibt’s Karottentorte….

 

Was bleibt ist Resignation,

denn solche Weihnacht kennt man schon,

seit Jahren ist man arbeitslos

und lebt von Wohlfahrt und Almos’……

 

Der Bub träumt heimlich auch von Gaben,

was wohl die Freunde alles haben…?

Sie werdens in der Schul’ erzählen,

und ihn mit dem Geprotze quälen….

 

Was soll’s, denkt er, man kann nichts machen,

wir Armen haben nichts zu Lachen,

und doch - fragt er sich ganz allein:

DARF WEIHNACHT’ NUR FÜR REICHE SEIN…?


Copyright Hans Moser 2005